Was in den 40er-Jahren als illegales Straßenrennen in amerikanischen Seitengassen seinen Anfang nahm, gehört heute zu den am weitesten verbreiteten Motorsportarten der Welt.
Alleine in den USA und Kanada finden jährlich weit mehr als 3.500 Dragster-Rennen statt. Zu einer der größten Veranstaltungen dieser Art in Europa zählen die NitrOlympX auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg. Seit 1986 stetig gewachsen, gehört dieses Event zu einem absoluten „Muss“ für jeden Drag-Racing-Fan und solche, die es werden wollen. So gehen bei den traditionell im August stattfindenden NitrOlympX durchschnittlich 250 Teams in rund 16 Rennklassen an den Start und bieten den 40.000 Zuschauern auf den Tribünen mit ihren bis zu 10.000 PS starken Speed-Monstern drei Tage lang spannenden Motorsport und packende Unterhaltung der Extraklasse.
1986 begann die erfolgreiche Geschichte des Dragster-Sports auf dem Hockenheimring. Damals fanden die Beschleunigungsrennen noch auf der Start- und Zielgeraden des Hockenheimrings statt. Seit 1989 wird auf einer speziell für diese Art des Rennsports hergerichteten Strecke gefahren. Diese entspricht der klassischen Viertelmeile mit exakt 402,33 Metern.
Die Dragster-Rennen auf dem Hockenheimring sind untrennbar mit dem Namen Rico Anthes verbunden. Der ehemalige Europameister im Drag-Racing-Sport war von 1986 bis 2007 Organisator und Veranstalter dieses spektakulären Rennens. Seit 2008 fungiert die Hockenheim-Ring GmbH als Promotor und der Badische Motorsport Club als sportlicher Veranstalter des High-Speed-Events. Als Würdigung seines „Lebenswerks“ wurde die Viertelmeile des Hockenheimrings 2008 in „Rico Anthes Quartermile“ umbenannt.
Das erste Drag Race in Hockenheim. Im Gründungsjahr der NitrOlympX findet das Rennen noch auf der Start- und Zielgeraden des Hockenheimrings statt. Da bis dahin dieser Motorsport in Deutschland noch relativ unbekannt ist, sind die Veranstalter Rico Anthes, Jerry Lackey, Matthias Seidler, Hans Kloss und Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, begeistert, als bereits zur Premiere über 20.000 Fans den Weg an die Strecke finden.
Zum ersten Mal kommen die „Big Boys“. Zwei kalifornische US Pro Teams reisen über den großen Teich, um zu sehen, was die europäischen „Brüder“ auf die Beine gestellt haben. Zurück im Heimatland des Drag Racing wird der Name Hockenheim bald zum Synonym für professionelles Drag Racing „overseas“.
Die ersten Fuel Funny Cars reisen an, um sich auf der badischen Traditionsstrecke harten Zweikämpfen zu stellen. Noch ist es diesen 4000 PS-Monstern nicht möglich, die volle Power auf den rauen Asphalt zu bringen, aber das sollte sich bald ändern.
Große Eröffnung der offiziellen „Hockenheim Quartermile“. Der Umzug von der Zielgeraden des Rundkurses auf die brandneue Viertelmeile im Motodrom wird von 60.000 Besuchern im Motodrom gefeiert und setzt den Grundstein für die NitrOlympX als größtes Drag Racing-Event Europas.
Die erste Top Fuel Challenge findet statt. Ab jetzt gehen neben den Pro- und Sportsman-Klassen auch die „Könige“ des Drag Racing an den Start und adeln damit die neue Rennstrecke.
A Star is born. Die legendäre Saturday Nightshow findet zum ersten Mal statt. Die heißeste Motorsport-Show Europas erfindet sich mit Flammen, Speed und Rock’n’Roll jedes Jahr neu und ist eines der absoluten Highlights des Drag Racing-Wochenendes.
Zum ersten Mal wird die „magische 400“ geknackt. Auf der Anzeigentafel steht zum ersten Mal eine Geschwindigkeit eines Top Fuel Dragsters mit über 400 km/h.
Erstmalig werden die NitrOlympX Austragungsort für die offizielle FIM Europameisterschaft der Motorräder im Drag Racing. In drei Pro-Rennklassen mit bis zu 500 PS messen die Zweiräder ihre (PS-)Kräfte.
Eine Legende wird entthront: Der seit 1936 mit 436,3 km/h gehaltene Geschwindigkeitsrekord von Rudolf Caracciola auf Mercedes Benz wird von dem Top Fuel Piloten Rico Anthes eingestellt. Er setzt die deutsche Rekordmarke auf 447 km/h und ist damit der schnellste Mann Deutschlands.
Drag Racing mit Prädikat. Der Weltverband FIA nimmt Drag Racing in seinen Veranstaltungskalender auf und kündigt eine kommende offizielle Europameisterschaft für die drei Top-Klassen Top Fuel Dragster, Top Methanol Dragster und Pro Mod an.
Auf der Bildfläche erscheinen erstmals die „Pro Mod Mega Machines“ und erobern mit Hubräumen von bis zu 11 Litern die Herzen der Highspeed-Fans im Sturm.
Der Schwede Kent Persson setzt sich mit 4,98 Sekunden und einem Top Speed von 472,87 km/h auf der Hockenheim-Quartermile selbst ein Denkmal als erster Pilot mit einem europäischen 4-Sekunden-Lauf. Dieser Meilenstein des europäischen Drag Racing ist damit für immer fest in Deutschland verankert.
Dass die Hockenheim-Quartermile das Potential einer absoluten Top-Strecke besitzt, stellt Rico Anthes unter Beweis. Er stellt Kent Perssons Zeit ein und entert, mit einer gefahrenen Zeit von 4,93 Sekunden, auch den zu dieser Zeit noch extrem elitären „4-Second-Club“.
Danielle DePorter überlebt einen 400 km/h Crash unverletzt. Dass nicht nur Männer im Drag Racing extrem hart im Nehmen sind, beweist die toughe Amerikanerin, als sie nach einem Horrorcrash mit Höchstgeschwindigkeit bereits am Abend des Unfalls wieder scherzend im Fahrerlager gesichtet wird.
Zur Jahrtausendwende gewinnt das „Team Germany“ zum zweiten Mal die prestigeträchtige Top Fuel Challenge. Der erste internationale Wettbewerb in der Motorrad-Klasse Super Street Bikes führt zum größten Starterfeld der beliebten Bikes und kürt den Deutschen Rudi Thurmayr zum ersten Sieger der Challenge.
Der aktuelle Streckenrekord wird eingestellt – Rico Anthes setzt mit einem Topspeed von 481,7 km/h und einer Zeit von 4.92 Sekunden in seinem Top Fueler eine neue Bestmarke und verbessert damit seinen eigenen deutschen Geschwindigkeitsrekord um sagenhafte 34 km/h.
Nitro & Rock‘n’Roll – unter diesem Motto steht das Jahr 2002. Neben den sportlichen Rangkämpfen und PS-Battles rocken die „Spider Murphy Gang“ nach der Nightshow das Motodrom.
Der smarte Franzose Eric Teboul erringt mit der Fabelzeit von 5,654 Sekunden den Rekord als schnellstes Motorrad der Welt. Mit seinem Rocketbike, in dem die gleiche Technik wie für die Apollo 11-Rakete verbaut wurde, nimmt er damit dem Amerikaner McBride den Titel ab.
Die Bikes dominieren das Wochenende. Gleich zwei Europarekorde fallen – Pro Stock Racer Roger Pettersson durchbricht die magische 300er-Marke mit einer Geschwindigkeit von 301,24 km/h. Anders Karling setzt mit seinem Super Twin Top Fuel Bike in einer Zeit von 6,458 Sekunden von 0 auf 402,33 m neue Maßstäbe.
„Die beste Nightshow aller Zeiten“- so war die einstimmige Meinung der langjährigen Fans des schnellsten Motorsports der Welt. Zum 20-jährigen Jubiläum wird neben den sportlichen Highlights das Beste aus zwei Jahrzehnten Drag Racing auf dem Hockenheimring präsentiert.
Der mehrmalige Funny Car-Champion und Publikumsliebling Urs Erbacher (Schweiz) tritt zum ersten Mal in der Klasse Top Fuel an und erzielt mit 490,2 km/h gleich einen neuen Streckenrekord. „Mad Max“ Croot, Pilot eines Drag-Snowmobils, fährt einen europäischen Rekord mit 8,8 Sekunden auf die Viertelmeile ein.
Das schnellste Bike der Welt katapultiert den Franzosen Teboul zu neuen Rekorden. Mit seinem einzigartigen Rocketbike erzielt Teboul eine Laufzeit von 5,562 Sekunden über die Viertelmeile und verbessert damit seine eigene Bestmarke um 65 Tausendstel.
Die legendäre Dragster-Strecke des Hockenheimrings bekommt einen neuen Namen: Nach 23 Jahren als Mitbegründer, Veranstalter und Organisator der NitrOlympX übergibt Rico Anthes „sein Lebenswerk“ in die Hände der Hockenheim-Ring GmbH. Als Abschiedsgeschenk und Würdigung seiner Verdienste für den Dragster-Sport heißt der Dragstrip ab sofort „Rico Anthes Quartermile“.
Der Schwede Mats Ericsson erzielt in der Klasse Pro Mod mit einer Laufzeit von nur 6,096 Sekunden eine neue europäische Bestzeit. Bei den Super Street Bikes „erfährt“ Thomas Granica die erste deutsche 7er-Zeit (in 7,950 Sekunden auf 296,27 km/h) dieser Klasse. Auch Eric Teboul nähert sich mit seinem Rocketbike immer neuen Sphären. Mit dem neuen Weltrekord von 5.277 Sekunden und einem Topspeed von 401,13 km/h scheint die nächste Station Lichtgeschwindigkeit nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Ein Vierteljahrhundert Viertelmeile. Zum ersten Mal starten die beiden neuen, spannenden Car-Klassen „Super-Pro-E.T“ und „Pro-E.T“ und der US-Star Melanie Troxel geht mit ihrem FIA-Pro Mod an den Start.
Der Red Bull Air Race Pilot Dolderer zeigt mit 340 PS im Rumpf seiner Zivko Edge 450, dass für die Zuschauer nicht nur im Motodrom die Post abgeht. Auch der dazugehörige Luftraum in das Highspeed-Action-Areal integriert. Als Dolderer mit bis zu 426 Stundenkilometern Top Speed seine genau geplanten und professionell geflogenen Figuren in den Himmel zeichnet, hält es die speedverwöhnten Fans kaum mehr auf den Sitzen.
Diese NitrOlympX lassen sich aus sportlicher Sicht wohl am besten unter dem Motto „Auf der Suche nach dem goldenen Set-Up“ zusammenfassen, denn selten wurde es deutlicher, dass Drag Racing bedeutend mehr ist, als „sich an die Ampel zu stellen, und einfach Gas zu geben“. Die intensiven Bemühungen der Pro-Teams bei der Traktions-Suche führten des Öfteren zu spektakulären, und so noch nie gesehenen „Vierhundert-Meter-Burnouts unter Volllast“, die vom Publikum begeistert beklatscht wurden, aber den Piloten und Teams alles abverlangten…
Eine Strecke in absoluter Bestform! 2013 wurde der Raceway komplett neu bearbeitet, asphaltiert und geklebt. Dies mit vollem Erfolg – die NitrOlympX haben wieder einmal bewiesen, nicht nur das größte Drag Racing Event Kontinentaleuropas zu sein, sondern – glaubt man den Teilnehmern, Fans und der internationalen Presse – auch das beste zu sein.
Mit dem größten Starterfeld aller Zeiten – fast 300 Teams am Start – haben sich die NitrOlympX wieder selbst übertroffen. Bei bestem Wetter gelingt es Mario Thau in der Klasse Pro E.T. auf Anhieb, einen neuen Europarekord für frontgetriebene Fahrzeuge auf den Asphalt zu zaubern. Der Brite Ian King holt mit seinem Top Fuel Bike nicht nur die FIM-Krone nach England, sondern setzt auch noch mit 379 km/h einen neuen europäischen Speedrekord.
Zum 30. Jubiläum erwartete die Besucher der NitrOlympX „Heiße Action“ in jeder Beziehung: 4.1 Sekunden-Top Fuel-Runs „Side by Side“, auf der Quartermile und hart an der 40 Grad-Marke kratzende Temperaturen im Motodrom. Abseits der Strecke war es ebenfalls schwierig „cool“ zu bleiben: auf dem Boxendach heizten verschiedene Bands, Stunt-Acts und die legendären Coyote Ugly Girls den Besuchern gehörig ein. Die mittlerweile zum Kult gewordene Saturday Nightshow war zum Jubiläum noch eine Spur lauter und heißer. Auf den ausverkauften Tribünen rasteten die Fans aus als vor ihnen gleich sieben verschiedene Jet Dragster bis zu 30 Meter lange Flammen über den Asphalt bliesen. Auch sportlich waren die dreißigsten NOX ein voller Erfolg, die viele hervorragende Zeiten und neue persönliche Rekorde brachte.
Die NitrOlympX 2016 waren ein wirklich sehr ereignisreiches Wochenende mit vielen Highlights. Beeindruckend war z. B. die erste Runde der FIA Pro Stock Cars, als die beiden Schweden Jimmy Alund und Bengt Ljundahl „Out of the Trailer“ und „Side by Side“ den alten Klassen-Streckenrekord toppten, oder der Brite Garry Bowe mit 340.69km/h in der Klasse FIM/E Super Street Bike einen neuen Europarekord aufstellte.
Aber ein Moment läßt sich durchaus mit dem Begriff „EPIC!“ umschreiben: Nachdem Kent Persson 1997 die „Erste Vier“auf den Scoreboards aufleuchten ließ, verewigte sich Top Fuel Pilotin Anita Mäkelä knapp 20 Jahre später mit der „Ersten Drei“ auf dem Asphalt der Rico Anthes Quartermile.
In einem wahren Sturmlauf raste die Finnin in 3:962 Sekunden mit einem Topspeed von 481.62km/h durch die Ziel-Lichtschranke und erzielte damit die „erste 1000-feet-3-Sekunden-Zeit“ in Deutschland, bzw. Kontinental-Europa.
Für sportliches Furore sorgte die junge Schweizerin Jndia Erbacher, die sich in ihrem allerersten(!!) Top Fuel Rennen bis ins Finale vorkämpfte, und sich erst dort denkbar knapp (mit einem Rückstand von 0,0074 Sekunden, oder 92,73cm) dem späteren FIA Europameister Duncan Micallef geschlagen geben musste.
Dass die Rico Anthes Quartermile des Hockenheimring speziell der „Zweirad-Fraktion“ liegt zeigte sich an diesem Wochenende deutlich: In der Klasse FIM/E Super Street Bike wurde mit mehreren „7,0-Runs“ vehement Einlass in die „6-Sec-Zone“ gefordert, während der Finne Frederik Fredlund sich mit 308,25km/h den europäischen Geschwindigkeitsrekord in der Klasse Pro Stock Bike holte. Bei den Top Fuel Bikes stanzte der Schwede Rikard Gustafsson mit 393,80km/h eine neue EU-Richtlinie in den badischen Asphalt.
Auch ihrem Motto „Speed, Show & Action“ wurden die 32. NitrOlympX absolut gerecht: mit mehr als 42.000 Besuchern war die Nightshow am Samstag zum ersten Mal „bis auf den letzten Platz: AUSVERKAUFT!!“ und bot den Zuschauern einmal mehr ein zweistündiges Erlebnis der Extraklasse.